Baureihenübersicht Ju 388

Ju 388 J Tag-Zerstörer/Nachtjäger

Ju388J-1.gif (34287 Byte)

Baumuster

Motor- und Triebwerks- bezeichnung

vmax

Flugstrecke bei vRmax

Dienstgipfelhöhe

Rüstgewicht

Abfluggewicht

Ju 388 J-1 9-8801 J-0
mit
BMW 801 G
in H = 11,6 km

Tag:
621 km/h

Nacht:
589 km/h

in H = 11 km

Tag:
2200 km

Nacht:
2160 km



Tag:
12850 m

Nacht:
12550 m



Tag:
10135 kg

Nacht:
10230 kg



Tag:
13275 kg

Nacht:
13310 kg

Ju 388 J-2 9-8222 A/B
mit
Jumo 222 A/B/3
in H = 7,2 km

Tag:
650 km/h

Nacht:
626 km/h

in H = 8 km

Tag:
2000 km

Nacht:
1850 km



Tag:
11900 m

Nacht:
11600 m



Tag:
11120 kg

Nacht:
11235 kg



Tag:
14177 kg

Nacht:
14362 kg

Ju 388 J-2 mit
Jumo 222 E/F
in H = 11,5 km

Tag:
710 km/h

Nacht:
685 km/h

in H = 11 km

Tag:
1680 km

Nacht:
2570 km



Tag:
13600 m

Nacht:
13350 m



Tag:
11540 kg

Nacht:
11565 kg



Tag:
14510 kg

Nacht:
14690 kg

Ju 388 J-3 9-8213 D
mit
Jumo 213 E
in H = 10,2 km

Tag:
617 km/h

Nacht:
585 km/h

in H = 9,2 km

Tag:
2230 km

Nacht:
2040 km



Tag:
12500 m

Nacht:
12050 m



Tag:
10050 kg

Nacht:
10140 kg



Tag:
13110 kg

Nacht:
13220 kg

Ausführungsunterschiede:
Tag:        2 MK 103 oder 2 MG 151 zusätzlich zu FHL 131 Z
Nacht:    2 MK 108 und 2 MG 151 und 2 MK 108 schräg zusätzlich zu FHL 131 Z

Ju 388 J-1 (N)

Zustand III, mit Heckstand

16.11.1944

Kobü-Entwurf-Leistungsdaten

Nr.: 388/846/2a

Motore:

801 TJ-0 mit

Fimag-Ladeluftkühler

Startleistung                                       PS

Kampfleistung in H = 0 km             PS

Kampfleistung in H = 12,3 km        PS

1615 + 11 kg

1472 + 8 kg

1430 + 62 kg

Verwendungszweck:

Nachtjäger mit

Schrägbewaffnung, FlaV und Suchgerät

Rüstgewicht                                        kg

Besatzung                                            kg

Kraftstoff                                             kg

Schmierstoff                                        kg

Munition                                              kg

10485

400

2490

260

340

Abfluggewicht                                    kg

Flächenbelastung                            kg/m²

mittl. Fluggewicht                             kg

13965

250

12730

vmax in H = 0 km                             km/h

vmax in H = 12 km                           km/h

402

583

Flugzeit in H km [1]                          Std.

bei vReise max in H = 11 km             km/h            

3,02 (11)

538

3,03 (8)

520

Flugzeit in H km [1]                         Std.

bei vReise gedr.  in H = 11 km           km/h

3,69 (11)

480

3,45 (8)

405

wst 2-mot. in H = 0 b. GA                  m/s

Steigzeit (bis km)                               min

HD 2-mot. bei GA                                 m

HD 2-mot. nach Steigflug                   m

HD 2-mot. bei Gm                                 m

HD 1-mot. bei Gm                                 m

wst 1-mot in H = 0 km [2]                  m/s

6,3

34,5 (11) 21 (8)

12500

12750

13000

6100

1,2

Roll-/Startstrecke                                 m

800/1200

[1]   einschl. 1 Std. Flug mit Kampfleistung

[2]  bei 1000 Ltr. Kraftstoffvorrat u. gesamter Heckstandmunition

Zustand III: Serienzustand ohne Kutonase mit verstellbarer Spreizklappe und Fimag-Ladeluftkühler. Einheitsgewicht des Kraftstoffs: 0,78, Mitnahme von 3280 l. Als Suchgerät wurde eine SN-2 Morgensternantenne mit eingebautem Naxos verwendet. Zerstörersatz mit 2 MG 151 und 2 MK 101 sowie 2 MG 151 schräg. Heckstand FHL 131 Z als Abwehrbewaffnung.

 

Ju 388 K Bomber

Baumuster

Motor- und Triebwerks- bezeichnung

vmax

Flugstrecke bei vRmax

Dienstgipfelhöhe

Rüstgewicht

Abfluggewicht

Ju 388 K-1 9-8801 J-0
mit
BMW 801 G
in H = 11,6 km
610 km/h
in H = 11 km
1770 km
12850 m 10250 kg 14275 kg
Ju 388 K-2 9-8222 A/B
mit
Jumo 222 A/B
in H = 12 km
635 km/h
in H = 8 km
2080 km
11700 m 11215 kg 16000 kg
Ju 388 K-2 mit
Jumo 222 E/F
in H = 11,5 km
695 km/h
in H = 11 km
1800 km
13500 m 11545 kg 15930 kg
Ju 388 K-3 9-8213 D
mit
Jumo 213 E
in H = 10,2 km
593 km/h
in H = 9,2 km
2160 km
12450 m 10085 kg 14400 kg

 

Ju 388 L Fernaufklärer

Baumuster

Motor- und Triebwerks- bezeichnung

vmax

Flugstrecke bei vRmax

Dienstgipfelhöhe

Rüstgewicht

Abfluggewicht

Ju 388 L-1 9-8801 J-0
mit
BMW 801 G
in H = 11,6 km
620 km/h
in H = 11 km
3100 km
12800 m 10150 kg 13890 kg
Ju 388 L-2 9-8222 A/B
mit
Jumo 222 A/B/3
in H = 7,2 km
650 km/h
in H = 8 km
2860 km
11800 m 11225 kg 14840 kg
Ju 388 L-2 mit
Jumo 222 E/F
in H = 11,5 km
712 km/h
in H = 11 km
2450 km
13500 m 11565 kg 15180 kg
Ju 388 L-3 9-8213 D
mit
Jumo 213 E
in H = 10,2 km
608 km/h
in H = 9,2 km
3150 km
12400 m 10060 kg 13675 kg


Anmerkungen

Diese Baureihenübersicht basiert, soweit nicht anders angegeben, auf der originalen Fertigungsunterlage F-388.00-02 der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke (JFM) in Dessau, die als Datum den 14.6.1944 (Ju 388 J und K) bzw. den 2.8.1944 (Ju 388 L) aufweist.
Alle darin gemachten Angaben sind mit entsprechender Vorsicht zu behandeln, da es sich offensichtlich nur um eine Übersicht der geplanten Baureihen handelt. Serienmaschinen hat es, sieht man von den Nullserien L-0 und K-0 einmal ab, nur von der Ju 388 L-1 gegeben. Die Daten sind überwiegend vom Konstruktionsbüro berechnet und nicht gemessen worden. Daher finden sich bei der L-1 auch leicht andere Werte auf der Hauptseite für Reichweite und Höchstgeschwindigkeit. Bei der Reichweite gilt es zwei Dinge zu beachten: Zum einen gab es von der L-1-Version eine Tag- und eine Nachtaufklärerversion mit unterschiedlichen Treibstoffkapazitäten, zum anderen wurde in Versuchsberichten bemängelt, daß die BMW-Motoren wesentlich mehr Sprit verbrauchten als vom Werk angegeben. Die ersten Hinweise darauf finden sich in der JFM-Mitteilung Fla 601/44 vom 18.9.1944. Bei den zu dieser Zeit in der Ju 388 L-0 V 7 eingebauten Motoren mit den Werknummern 385220 (links) und 385256 (rechts) wurde

durch mittelbare Messung anläßlich der Kraftstoff-Umpumpversuche ... ein Verbrauch bei Höchstleistung von ca. 570 ltr/h + Motor bis zu 8,0 km Höhe festgestellt. Von BMW wird 430 ltr/h angegeben. 

In der JFM-Mitteilung FlA. 742/44 vom 15.12.1944 heißt es zum gleichen Thema, daß

mit einer Herabsetzung der Reichweite um ca. 10 % gerechnet werden muß.

Dies geht aus den Meßwerten hervor, die am Vortag im Versuchsbericht Fla 741/44 bekanntgegeben worden waren. Dabei wurden erneut die Verbräuche der in der Ju 388 L-0 V 7 eingebauten Motoren mit den Werknummern  385220 (links, BMW-Kühler) und 385266 (rechts, Fimag-Kühler) im Steigflug bei verschiedenen Drehzahlen gemessen. Man war durch die Ergebnisse alarmiert, und so wurde bei einer Reihe weiterer Motoren mit außenliegenden Luftansaugschächten am Boden mit Hilfe eines Meßkoffers der Kraftstoffverbrauch bestimmt. Das Ergebnis dieser Messungen wurde der Mitteilung FlA. 742/44 als Tabelle beigefügt und ist im folgenden wiedergegeben:

  Sparleistung Höchste Sparleistung
Meßwert Motor Nr. 385/
275
385/
274
387/
776
387/
837
385/
275
385/
274
387/
776
387/
837
Verbrauch l/h 196 224 200 180 260 287 278 256
Drehzahl U/min 1785 1838 1780 1775 2058 2110 2080 1930
Ladedruck ata 1,00 1,00 0,98 0,98 1,14 1,14 1,12 1,12
Ladeluft-
temperatur
°C 42 46 35 36 44 47 36 37
Abgasgegen-
druck
ata 1,07 1,07 1,08 1,09 1,10 1,10 1,12 1,13
Einspritz-
menge
mm3/
Hub
268 290 267 241 302 324 318 307
Sollmenge " 240 - 255 295 - 305

 

 

Höchste Dauerleistung Kampfleistung
Meßwert Motor Nr. 385/
275
385/
274
387/
776
387/
837
385/
275
385/
274
387/
776
387/
837
Verbrauch l/h 464 480 468 466 598 634 649 600
Drehzahl U/min 2310 2325 2320 2320 2460 2470 2430 2430
Ladedruck ata 1,28 1,28 1,26 1,265 1,45 1,45 1,43 1,43
Ladeluft-
temperatur
°C 46 48 38 38 50 52 43 42
Abgasgegen-
druck
ata 1,16 1,15 1,18 1,19 1,22 1,22 1,25 1,27
Einspritz-
menge
mm3/
Hub
478 491 482 478 580 611 636 588
Sollmenge " 438 - 470 540 - 580

Die Motoren mit den Nummern 385 275 (8 h 30 min Flugzeit) und 385 274 (7 h 30 min) waren in die Junkers Ju 388 K0-156 (WNr. 230 156 ?) eingebaut, die nagelneuen Motoren mit den Nummern 387 776 und 387 837 waren gerade an die Flügel der Ju 388 V4, einer K-1, montiert worden. Diese Verteilung der Motoren auf Erprobungsträger in Dessau geht dem Kurzbericht Nr. 41 der Abteilung EZA/2 der BMW AG mit Stand 9.12.1944 hervor. Dort ist auch zu lesen, daß der Umbau der K0-156 beendet und die Maschine für die Truppe abholbereit sei.

Die bei der Erprobung der WNr. 560049 in den USA erflogene Höchstgeschwindigkeit von 383 mph in einer Höhe von 40.300 Fuß entspricht umgerechnet etwa 616 km/h in 12283 m. Im US-Erprobungsbericht ist auch von "verschiedenen Subtypen" die Rede, man erachtete aber die "Ju 388 L-1 als representativstes Modell und wählte daher dieses Modell für eine Untersuchung und Analyse aus."

 

Triebwerke

Ju 388 mit Jumo 213

Mehrere Ju 388 wurden als Erprobungsträger für den Jumo 213 verwendet, der auch u.a. in der J-3 Serie Verwendung finden sollte. Der Versuchsverband des OKL erprobte in Oranienburg eine Ju 388 mit Jumo 213 E (Triebwerk 9-8213 D) und VS 19 Luftschrauben. Dabei handelte es sich um die Ju 388 L-0 V32 mit der Werknummer 300 295 und dem Rufkennzeichen T9+DL. Diese wurde in der Werft in Oranienburg auf Jumo 213 E umgerüstet und absolvierte einen ersten Probelauf am 12. September 1944. Bis zu ihrem Absturz am 5. Januar 1945 wurden mit der Maschine 23 Flüge mit einer Gesamtdauer von 9:40 h durchgeführt, bei denen eine maximale Höhe von 10.200 m und eine Höchstgeschwindigkeit von 565 km/h erzielt wurden. Dabei flog die 12685 kg schwere Maschine allerdings nur mit höchstzulässiger Dauerleistung, so daß die projektierte Höchstgeschwindigkeit von 608 km/h nicht allzu unrealistisch erscheint.

Der Jumo 213 E sollte auch standardmäßig in der Ju 388 J-3 zum Einsatz kommen:

Ju 388 J-3 (N) mit FlaV

24.11.1944

Kobü-Entwurf-Leistungsdaten

Nr.: 388/851

Motore:

9-213 E

Startleistung                                        PS

Kampfleistung in H = 0 km             PS

Kampfleistung in H = 10,2 km        PS

1750 + 103 kg

1580 + 85 kg

1270 + 140 kg

Einsatz:

ohne AB

+ MW 50

mit 1 AB

+ MW 50

Rüstgewicht                                        kg

Besatzung                                            kg

Kraftstoff                                             kg

Gerüst + Behälter                               kg

MW 50                                                  kg

Schmierstoff                                        kg

Munition                                              kg

10410

400

2410

280

260

340

10410

400

2950

60

280

260

340

Abfluggewicht                                    kg

Flächenbelastung                             kg/m²     

mittl. Fluggewicht                             kg

14100

252

12750

14700

262

13055

vmax in H = 0 km                               km/h

vmax in H = 10,2 km                          km/h

vNot  + MW 50 m. FlaV in H=8,2     km/h

439

576

626

438

573

624

vNot  +MW 50 o. FlaV in H=9,1        km/h

647

645

Flugzeit in H = 9,2 km                         h

bei vReise max                                        km/h

3,74

516

3,65

509

Flugzeit in H = 9,2 km                         h

bei vReise gedr.                                      km/h

4,65

438

4,30

446

wst 2-mot. in H = 0 bei GA                 m/s

Steigzeit bis H = 9,2 km                    min

HD 2-mot. bei GA                                  m

HD 2-mot. bei Gm                                  m

HD 1-mot. bei Gm                                  m

wst 1-mot in H = 0 km                        m/s

7,85

27,7

11100

11800

2300

*,**

7,00

34,0

10550

11650

2000

*,**

Roll-/Startstrecke                                 m

670/920

750/1010

 

Ju 388 mit Jumo 222

Am 13.11.44 gab Junkers eine Bauanweisung zum Bau von sechs Erprobungsträgern Ju 388  mit Triebwerk 9-8222 A/B (Jumo 222) heraus, nachdem die Zahl derartiger Versuchsflugzeuge zwischenzeitlich von acht auf drei gekürzt worden war. Als Luftschraube war eine vierflügelige Verstellschraube VS 19 mit vier Metern Durchmesser vorgesehen. Die Erprobungsträger sollten aus Flugzeugen der Baureihe K-0 erstellt werden. Die wesentlichen Unterschiede zur L-0 sollten neben den für den Jumo 222 erforderlichen Änderungen ein verstärktes Fahrgestell mit Rädern 1400 x 410 und unteren Knickstreben in Stahlausführung, ein Kärcheröfen zur Tragflächenenteisung pro Tragflügel, zusätzliche Schmierstofftanks (Rüstsatz B 13) und ein abwerfbarer Zusatztank (900 l) unter der rechten Tragfläche sein. Die Maschinen sollten als Bewaffnung lediglich ein MG 131 im B-Stand erhalten. Der Einbau von Bildgeräten war nicht vorgesehen, daher konnten die Magazinklappen dauerhaft geschlossen werden.

 

Ju 388 mit DB 603

Es finden sich Hinweise dafür, daß die Ju 388 auch mit dem DB 603 ausgerüstet werden sollte. In einem Aktenvermerk der JFM vom 25.8.1944, in dem auf eine Besprechung bei VDM am 8. August 1944 bezug genommen wird, geht es darum, welche Luftschrauben bei der Ju 388 mit DB 603 U (Triebwerk 9-8603 F) Verwendung finden sollten. Zwei Alternativen standen zur Auswahl:

  1. zwei sechsflügelige Duralschrauben, die aus je zwei dreiflügeligen Naben hintereinander zusammengesetzt werden sollten (Gewicht 365 kg ohne Ausgleichsgewichte)
  2. zwei Schrauben mit vier Blättern aus vergütetem Holz (Gewicht 235 kg ohne Ausgleichsgewichte)

Allerdings hätte die Schwerpunktsverlagerung bei der sechsflügeligen Schraube einen Ballast von 200 kg erforderlich gemacht, so daß die Maschine insgesamt 460 kg schwerer als die Ausführung mit Holzpropeller geworden wäre. Hinzu kam, daß der DB 603 U zwar serienmäßig mit dem verstärkten VDM-Verstellgetriebe (9-13030) mit 800 W-Elektromotor und 800 Nm Verstellmoment, das auch für den BMW 801 TG vorgesehen war, ausgerüstet werden sollte, in den Versuchsmotoren aber noch das alte Getriebe (9-13009) mit nur 500 W Motorleistung und 420 Nm Verstellmoment zum Einsatz kommen konnte. Weil die Verstellmomente der Luftschrauben jedoch 720 Nm und 520 Nm (4 Flügel) betrugen, hätte man die Schrauben mit Ausgleichsgewichten versehen müssen, die allein das Gewicht der Holzschraube auf 267 kg angehoben hätten. Abgesehen davon sprach der größere Fertigungs- und Montageaufwand gegen die sechsflügelige Schraube. Daher entschied man sich für die Verwendung der vierflügeligen Holzschraube. Im selben Dokument wurde auch festgelegt, daß bei der Ju 388 mit DB 603 L und DB 603 E/F  die gleiche Luftschraube wie bei der Ju 388 mit BMW 801 TJ, nämlich die vierflügelige Duralschraube 9-12188 A mit 3,726 m Durchmesser, zum Einsatz kommen sollte. Die dort erforderlichen Ausgleichgewichte hätten wegfallen können.
Wie sieht es mit der Umsetzung dieser Pläne aus? Der Daimler-Benz-Mitarbeiter Stotz meldete am 14.1.45 seinem Direktor, daß das "388 Zwischengerüst" bei der Lufthansa in Staaken "noch nicht fertig" sei. Ob bis zur Kapitulation noch eine Maschine mit DB 603 flog, muß noch geklärt werden. Für weitere Hinweise in dieser Richtung wäre ich sehr dankbar.

 

Ju 388 mit Mischantrieben?

Ende September 1943 forderte der Genst.6.Abt. den Einbau von Strahltriebwerken in erster Linie für Flugzeuge der Luftverteidigung, und zwar in der Reihenfolge

a) Me 410
b) Ju 188 R und Ju 88 G
c) Ju 388 J

Diese Arbeiten sollten aufgrund ihrer Wichtigkeit mit höchster Dringlichkeit ausgeführt werden. Die 1.000 monatlich geplanten Triebwerke sollten offenbar als zusätzliche Triebwerke in die genannten Maschinen eingebaut werden [1].
Tatsächlich wurden 1943 bei BMW in der Abteilung "EZS" Leistungsrechnungen für verschiedene Antriebskonzepte erstellt. Bereits im Februar 1943 wurde im EZS-Bericht Nr. 11 der Verlauf des Nutzschubs von Ottomotoren, Propellerturbinen (PTL) und Strahltriebwerken (TL) in Ju 88 verglichen. Dabei zeigte sich die klare Überlegenheit von PTL- und TL-Triebwerken. Der EZS-Bericht Nr. 25 kam zu dem Ergebnis, daß der Einsatz von zwei zusätzlichen Strahltriebwerken die Höchstgeschwindigkeit einer Ju 88 in Volldruckhöhe bei Kampf- und Sondernotleistung um rund 120 km/h zu steigern vermochte. Oberhalb war der Geschwindigkeitszuwachs sogar noch größer, und das bei sinkendem Reichweitenverlust. Von besonderem Interesse ist der EZS-Bericht Nr. 33 vom November 1943, der sich der Fragestellung widmet, ob man die taktischen Aufgaben eines schnellen Fernaufklärers statt mit Turboladermotoren auch mit normalen Motoren und zusätzlichen Strahltriebwerken erfüllen könne. Dazu wurden Leistungsvergleiche zwischen einer Ju 388 L-1 mit BMW 801 TJ und einer Ju 88 H-1 mit zwei BMW 801 TG sowie zwei zusätzlichen Strahltriebwerken BMW 003A-1 erstellt. Diese Kombination ergab in geringen und mittleren Höhen deutliche Geschwindigkeitsvorteile gegenüber dem BMW 801 TJ, aber kleinere Reichweiten. In Höhen über 12,5 km waren reine Turboladermotoren dem Mischantrieb trotz Verwendung von GM1 beim BMW 801 TG hinsichtlich Reichweite und Geschwindigkeit überlegen. Daher wurde für schnelle Höhenfernaufklärer standardmäßig ein Turboladertriebwerk empfohlen. Für Sondereinsätze war hingegen die Kombination vorzuziehen. Im EZS-Bericht Nr. 36 (Dezember 1943) wurden herkömmliche Otto-Triebwerke mit der Propellerturbine BMW 028 für Maschinen in der Gewichtsklasse der Ju 388 (12,61-13,62 t) verglichen. Der BMW 028 zeichnete sich durch Geschwindigkeitsvorteile in allen Höhen aus, führte aber zu einer geringeren Reichweite [2].
Die tatsächliche Verwendung von zusätzlichen Strahltriebwerken läßt sich bei der Ju 388 nicht nachweisen. Seitens der E'Stelle Werneuchen wurde etwa im November 1944 allerdings vorgeschlagen, eine Ju 88 G-6 zur Mosquito-Nachtjagd mit zwei zusätzlichen Strahltriebwerken (TL-Triebwerken) auszurüsten. In Rechlin wurde dieser Vorschlag unter der Erprobungsnummer 1888 zumindest theoretisch untersucht. Danach hätte ein derartig ausgerüstetes Flugzeug ohne Außenbehälter, aber mit SN2 und FlaV 615 km/h in H = 6,1 km (Kampfleistung + 2 TL) erreicht. Mit einem 900-l-Außenbehälter hätte der Kraftstoff bei einem Startgewicht von 14,4 t für eine Stunde Kampfleistung mit TL und 1 Std. Dauerleistung ohne TL gereicht [3].
Noch im Januar 1945 waren auch zwei Ju 88 V-Muster (V67 und V72) mit Jumo 004 B-Triebwerken in Erprobung [4]. Hierbei handelte es sich aber vermutlich um "fliegende Prüfstände", da die Versuchsflüge der Funktionserprobung von einzelnen Komponenten des Jumo 004 B dienten. Die V72 war zudem noch mit dem Jumo 211 ausgerüstet. Da reine Strahljäger und -bomber wie die Me 262 und die Ar 234 parallel zur Ju 388 erprobt und gebaut wurden, ist es verständlich, daß man alle Kräfte auf diese Muster bündelte und bei konventionellen Flugzeugen wie der Ju 388 von Mischantrieben, die eher eine Übergangslösung darstellten, absah. Etwas erstaunlich ist es hingegen, daß die konzerneigenen Dieseltriebwerke wie der Jumo 207 C und besonders seine Nachfolger Jumo 223 und Jumo 224 bei den Überlegungen zur Motorisierung der Ju 388 scheinbar völlig unberücksichtigt blieben. Auch Planungen, die vergleichsweise schwere Maschine mit den bewährten Startraketensätzen auszurüsten, wurden nicht angestellt. Mit der Ju 88 fanden derartige Versuche jedoch statt, dafür liegen sogar Fotobelege vor.

[1] Schreiben GL/C-E 2 I Nr. 9919/43 vom 27.3.1943
[2] BMW, Zusammenfassungen der EZS-Berichte Nr. 11, Nr. 25, Nr. 33 vom 26.10.1943 und Nr. 36 vom 5.2.1944, NASM MF R2026
[3] Wochenbericht der E'Stelle Rechlin für die Zeit vom 11. - 18.11.1944 (18.11.1944), BA-MA RL 36/86
[4] Monatsbericht der Flugabteilung des Otto-Mader-Werkes (OMW) vom 5.2.45, NASM MF R8083 F656.
Dieser Abschnitt war ursprünglich für das Ju 388-Buch vorgesehen und mußte aus Platzgründen gestrichen werden.

 

Ju 388 in Japan?

Als im August 1944 eine japanische Delegation unter der Leitung des Militärattachés, Generalmajor Otani, die Junkers-Werke besichtigte, äußerte dieser Interesse am Erwerb der Nachbaurechte für die Junkers Ju 388 und auch die Ju 390. Nach langen Verzögerungen und zahllosen Schwierigkeiten, unter anderem bei der Beschaffung von Papier, wurden schließlich im Januar 1945 Zeichnungssätze für die Ju 388 und die Ju 390 an die Japaner ausgeliefert. Japan erwarb auch die Rechte für den Nachbau des Jumo 222 und den FA 15. Ob die Unterlagen noch per U-Boot nach Japan verschifft werden konnten, ist unklar.  

 

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© 29.12.2010 by Christoph Vernaleken. This article may not be published - as whole or in excerpts - in any form without written permission of the author